Die Geländeprüfung ist stets das Kernstück einer Vielseitigkeitsprüfung. Die Anforderungen an das Pferd unterscheiden sich prinzipiell von denen in Dressur und Springen. Das Besondere ist, dass das Pferd in einer Geländeprüfung Sprünge in einer fremden Umgebung überwindet, die es so noch nie gesehen hat. In der Dressur und im Springen sind die Anforderungen weitgehend standardisiert und man kann sie im Training gezielt üben und das Pferd darauf vorbereiten. Das Geländepferd muss hingegen dazu ausgebildet werden, dass es in jedem neuen Gelände und über immer wieder neue Sprünge zurechtkommt. Daraus folgt, dass auch eine Prüfung im Gelände einen hohen Ausbildungswert hat; ein Start in einer Prüfung vermittelt dem Pferd (hoffentlich gute) Erfahrungen, die ihm bei den nächsten Geländestrecken im Gewinn von Routine und Sicherheit zugutekommen. Daher ist es besonders wichtig, dass jede Geländeprüfung einerseits klassengerecht, andererseits aber auch lehrreich für Pferd und Reiter sein soll, dabei aber vor allem das Vertrauen des Pferdes in jede Art von Geländesprüngen gefördert und gefestigt wird und das Pferd motiviert wird für die nächsten Prüfungen.
In der Planung einer Strecke kommt es zunächst auf eine harmonische Linienführung an, die flüssiges und rhythmisches Reiten ermöglicht. Dabei sollten gleich die Bodenverhältnisse berücksichtigt werden, die auch bei extremeren Witterungsbedingungen (sehr heiß oder viel Regen) sicher und pferdebeinschonend bleiben sollten. Dann beginnt der Parcourschef mit der Planung der Geländesprünge unter Berücksichtigung der möglichen Einbindung in die vorhandene Natur. Die ersten Einzelsprünge sollten besonders achtunggebietend sein, um das Pferd zur entsprechenden Aufmerksamkeit zu bringen und an die Springanforderungen der jeweiligen Prüfung heranzuführen. Die ersten Sprünge sollten ein freundliches Profil haben und es Pferd und Reiter erleichtern, in einen guten Rhythmus zu kommen. Der Rhythmus ist deshalb so wichtig, weil das Pferd versucht, im Galopprhythmus zu atmen. Etwa ab dem vierten oder fünften Sprung darf eine erste anspruchsvollere Phase kommen, in der beispielsweise die Rittigkeit oder die Präzision des Reitens überprüft wird, oder die Balance oder das Vertrauen zum Graben. In den unteren Prüfungen wird man dem Pferd nur eine Aufgabe an einem Sprung stellen, in höheren Klassen werden Aufgaben auch kombiniert (z.B. ein schmaler Sprung als Wassereinsprung oder zwei Ecken hintereinander auf enger gebogener Linie). Wichtig: jeder Sprung muss eine bestimmte Aufgabe, einen Zweck erfüllen; das kann auch sein als eine Art „Erholungssprung“ z.B. nach einer anspruchsvollen Kombination. Je kleiner die Klasse, umso weniger Kombinationen sollten enthalten sein. Die Verteilung der Hindernisse über die gesamte Strecke sollte möglichst gleichmäßig sein. Es hat sich auch bewährt, Sprünge ca. 20 bis 40 m hinter einer Wendung zu platzieren; dies fördert die Sicherheit, weil die Reiter dadurch quasi „gezwungen“ werden, das Tempo zu reduzieren, das Pferd in ein besseres Gleichgewicht zu bringen und die Pferde damit auf den Sprung, auch mental, vorzubereiten.
Bei der Gestaltung von Strecken und Hindernissen ist es immer ratsam, sich vorzustellen, wie das Pferd die Strecke empfinden könnte und wie es das Hindernis optisch wahrnimmt, wenn es im höheren Tempo darauf zu galoppiert. Für die Sichtweise des Pferdes ist der Kontrast besonders bedeutsam, wie sich der Sprung von der Umgebung farblich abhebt. Das Pferd sollte aus einer gewissen Entfernung die Art des Sprunges und seine Dimensionen erkennen können. Das gilt auch für Stufen, insbesondere bergab, oder für Wassereinsprünge. Für die Planung der letzten Hindernisse gilt, dass sie respektabel sind, von Reitern und Pferden ernst genommen werden und noch aus kontrolliertem Tempo geritten werden. Das Tempo gegen Ende der Strecke zu überziehen, gilt als unreiterlich und dient nicht der Schonung des Pferdes.
Für weitere und konkretere Informationen zu einem fachgerechten und fairen Geländeaufbau ist die Broschüre „Aufbau und Abnahme von Geländestrecken“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) besonders zu empfehlen.